
Nein, hinter dem Titel „Schwarze Orangen“ verbirgt sich kein Kochbuch mit neuartigen veganen Rezepten. Aber der Roman handelt tatsächlich von Obst und Gemüse. Ein neues Genre? Kann eine Erzählung spannend sein, wenn es um die Eigenheiten von Zitrusfrüchten oder Kohlsorten geht? Ja, und wie – und zwar genau dann, wenn Martina Brandl sie erzählt.
Über harmloses Gemüse und verschlagenes Obst
Die Autorin, Kabarettistin und Musikerin beschreibt auf hinreißend sprachlich-witzige und urkomisch tiefsinnige Weise das Wesen von hinterlistigem Obst und unschuldigem Gemüse. Und entlarvt dadurch, so ganz nebenbei, unsere menschlichen, allzumenschlichen Wesenszüge – inmitten eines Gemüseladens in der Kleinstadt Maulheim („wo man sich das Maul zerreißt!). Denn dort spielt der Roman der Erzählerin mit Früchte-Phobie, dessen Titel auch einen düsteren Krimi vermuten lässt (und da ist sogar etwas dran):
„Ein Obst- und Gemüsegeschäft in einer kleinen Stadt am Fuße der Berge, ein Ort, wie man ihn sich friedlicher nicht vorstellen kann. Keiner der Bewohner dieses Fleckens ahnte, welch unheilbringende Saat hier zwischen Kiwis und Bohnen keimte.“
So beginnt die Geschichte „Schwarze Orangen“ von Martina Brandl
Martina Brandl karikiert Weltbilder und persifliert spießiges Kleinbürgertum. Und irgendwo dazwischen finden wir uns selbst wieder. Nicht nur die Erzählerin entpuppt sich im Laufe der kleinkriminalistischen Spießbürgergeschichte als aktiver Teil der handelnden Figuren. Glanzvoll-distanzlose Formulierungen katapultieren auch uns Leser (oder Hörer) unmittelbar rein ins Geschehen. Mal lyrisch und poetisch, mal witzig und sezierend, oft philosophisch bis sinnlich sind Martina Brandls Sprachbilder (zum Beispiel die Beschreibung eines Schwimmbads aus der Vogelperspektive: „als sei ein Stück hellblaue Farbe vom Himmel getropft“). Weitere Beispiele gefällig? Hier kommen einige unserer Lieblingssätze:
- „Die nackten Füße patschten auf dem Boden wie glitschige Forellen, die jemand auf eine kalte Marmorplatte klatschte.“
- „Vor mir knallte eine dicke Fleischfliege besinnungslos auf die Erde.“
- „Unter Wasser kleben die Töne an einem wie ein nasses Kleid, wenn man in den Regen gekommen ist. Es drückt sich auf die Haut wie das Leben, wenn einem die Welt zu nahekommt.“
- „Vielleicht ist sterben wie das Auftauchen aus dem Wasser, endlich wieder Luft zum Atmen.“
- „Es gibt Möglichkeiten für einen Menschen, das Leben einer Ente zu führen.“
Was die Presse bisher über „Schwarze Orangen“ geschrieben hat, können auch SAHNEWORTE unterstreichen. So heißt es in der Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Eine witzige Satire über ein süddeutsches Provinzstädtchen, in die die Erzählerin selbst eingreift: originell, flott geschrieben und sehr kurzweilig!“. Das Magazin Brigitte lobt: „Spritziger als Martina Brandl kann man die Provinz nicht versaften.“ Und die bekannte Schriftstellerin Ingrid Noll sagt über den Roman und seine Autorin: „Martina Brandl schreibt originell und witzig. Mit einem Augenzwinkern erzählt sie, dass gesundes Obst gefährlich werden kann und auch unsere Mitmenschen nicht so harmlos sind, wie sie erscheinen. Als genaue Beobachterin der kleinstädtischen Szene weiß sie ihre Leser amüsant an der Nase herumzuführen.“
Von all ihren Romanen zählt die Geschichte über die Maulheimer zu Martina Brandls Lieblingsromanen: „Aber er führt ein wenig ein Stiefkind-Dasein“, sagt sie, „weil er nicht so einen knalligen Titel hat wie Halbnackte Bauarbeiter oder Glatte Runde Dinger“. Na, das werden wir hoffentlich jetzt ändern! Zum Beispiel mit diesem Bestell-Link für das Buch oder für das Hörbuch.
Mehr zu Martina Brandl gibt es in unserer Promi-Ecke.
Hier gibt es eine Hörprobe von Martina Brandls unvergleichlicher Stimme, die sie für eine Folge „Schäfchen Flausch“ geliehen hat.